Das bedingungslose Grundeinkommen spendet bloß Freiheit für unsere Amazon-Bestellungen. Es verfestigt den Status quo.
Freiheit und Selbstverwirklichung – um diese Ideale für die Lebensrealitäten der Menschen zu erreichen, sei ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) der beste Weg, so die Befürworter der Idee. Insbesondere die „Befreiung von der klassischen Erwerbsarbeit“ wird als erstrebenswertes Ziel angeführt. Ein transformativer Anspruch also. Schaut man genauer hin, entpuppt sich das jedoch als uneinlösbares Versprechen.about:blank
Das bedingungslose Grundeinkommen ist ein Konsumscheck, der gemäß persönlichen Präferenzen ausgegeben werden kann. Das ermöglicht den Empfängern einen höheren Grad an Freiheit in Hinblick auf deren Konsumentscheidungen. Historisch gesehen waren derartige Einkommensgarantien immer an diejenigen gerichtet, die davon ausgeschlossen waren, mit ihren Arbeitsleistungen zur Gesellschaft und dem Gemeinwohl beizutragen – sei es alters- oder gesundheitsbedingt. Das BGE bricht mit dieser Idee, indem es bedingungslose Transferzahlungen – unabhängig von der individuellen Fähigkeit, einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten – verspricht. Ein individualistischer Ansatz.
Wunsch nach Teilhabe
Die Produktionsseite der Welt wird jedoch negiert. Das Grundeinkommen kann nur kaufen, was andere produzieren. Es muss also jemanden geben, der seine Zeit und Mühe der Arbeit zuwendet, die nötig ist, um die Güter und Dienstleistungen für die Empfänger des BGEs herzustellen. Bis zu welchem Grad ist das zu rechtfertigen? Zudem: Die Bedingungen, unter denen die Produktion stattfindet, werden vom bedingungslosen Grundeinkommen ignoriert. Ein BGE spendet Freiheit für unsere Amazon-Bestellungen, aber verschließt die Augen vor einer Produktionswelt, die mehr und mehr von den Jeff Bezos dieser Welt dominiert wird. Der Konsumscheck fließt in genau das System, das die Probleme, die das Grundeinkommen zu lösen verspricht, erst erzeugt – ein Widerspruch.
„Was willst du mal werden, wenn du groß bist?“ – eine Frage, auf die Kinder allerlei kreative Antworten geben, und eine Frage, die ganz klar auf Einschluss in die Produktionsseite unserer Welt abzielt. Das bedingungslose Grundeinkommen als individualistisches Konzept liefert keine systematische Lösung für den Wunsch nach Teilhabe und Mitwirkung an der Gesellschaft – geschweige denn die soziale Anerkennung dafür. Um das zu garantieren, müsste die Produktionswelt ebenso universell zugänglich sein, wie das Grundeinkommen die Konsumwelt universell zugänglich macht. […]
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