Geld funktioniert ganz anders, als die meisten von uns glauben – sagt die sogenannte Modern Monetary Theory. Damit ließe sich sogar spielend die grüne Transformation Europas finanzieren, wenn wir uns nur trauen. Bei einer Runde Monopoly kannst du lernen, wie.
Es ist ein Klassiker unter den Brettspielen, das seit seiner Erfindung vor über 100 Jahren schon Familienabende gesprengt und Freundschaften beendet hat: Monopoly. Erfunden hat es im Jahr 1904 die amerikanische Schauspielerin Lizzie Magie unter dem wenig griffigen Namen »The Landlord’s Game« (Das Hausbesitzerspiel). Ziel des Spiels ist es, mit Immobilien möglichst viel Reichtum anzuhäufen und dabei Konkurrent:innen in die Pleite zu treiben.
Doch es geht nicht nur ums Immobilienbusiness, Häuser und Hotels. Monopoly kann noch mehr, nämlich grundlegende Aspekte unseres Geldsystems erklären. Denn am Ende des Tages geht es den Spieler:innen nur um die bunten Papiergeldscheine, womit sich wohl jede:r schon einmal, den Blick herablassend auf die verarmten Mitspieler:innen gerichtet, Luft zugefächelt hat.
Wie wir mithilfe des Brettspielklassikers die Modern Monetary Theory besser verstehen können und mit diesem Wissen zum Spielende sogar ganz real eine nachhaltige Transformation Europas – auch »Green New Deal« genannt – finanzieren könnten, erfährst du in diesem Text – der wesentlich schneller vorbei ist als eine Runde Monopoly. So viel ist sicher!
Unser Geld verstehen – schon nach dem ersten Würfelwurf
»Wie funktioniert eigentlich Geld?«
Wenn wir diese Frage versuchen zu beantworten, greifen wohl die meisten auf ein Flickwerk von Informationen zurück, die wir im Laufe unseres Lebens aus Erziehung, Schule und Medien mitnehmen. Und spätestens bei den ersten Nachfragen wird schnell klar, dass diese einfache Frage reichlich komplex ist. Denn Geld ist mehr als nur ein Mittel zum Kaufen und Verkaufen. Es funktioniert je nach Kontext ganz unterschiedlich, vor allem wenn es um Schulden und Steuern geht.
Geld in seiner Gesamtheit zu verstehen, ist der Ansatz der »Modern Monetary Theory« – oder kurz MMT. Sie geht noch einen Schritt zurück und fragt: Woher kommt Geld eigentlich?
Die Antworten, die die Moderne Geldtheorie auf diese Fragen gibt, bieten einen grundlegenden Perspektivenwechsel, der Banken und neoliberale Ökonom:innen zittern lässt, viele US-Demokrat:innen begeistert und auch bei uns im Bundestag angekommen ist.
Stelle dir dazu am besten vor, wie du mit deinen Lieben eine Runde Monopoly vorbereitest: Snacks und Getränke sind ausgepackt, das Spielbrett vorbereitet. Du hast dein Startkapital erhalten, schnappst dir die Würfel und … 4!
Ein denkbar schlechter Start: Du ziehst deine Figur vor auf das Feld mit der Aufschrift »Einkommenssteuer – zahle 2.000 Euro«. Ist aber kein Problem, du kannst zahlen – weil die Bank (der Staat) das Geld zuvor ausgegeben und in Umlauf gebracht hat. Mehr noch: Jede einzelne Zahlung, die die Spieler:innen im weiteren Verlauf des Spiels tätigen, wurde ursprünglich quasi von der Bank »finanziert«. […]
Autor: Chris Vielhaus auf Basis von Interviews mit Maurice Höfgen und Dirk Ehnts
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