Tom Krebs Frage, ob der Staat mehr Schulden machen soll, ist Ausdruck eines Paradigmas, das unsere Gesellschaften in multiple Krisen gestürzt hat. Eine Replik.
„Soll der Staat mehr Schulden machen?“. Das ist der erste Satz eines Artikels von Tom Krebs, Gastprofessor des Bundesministeriums für Finanzen. Es ist schön, dass eine solche spannende Frage auch in Deutschland diskutiert wird. Bedauerlicherweise beruht seine folgende Argumentation auf einer Modellwelt, in der es kein Geld gibt.
Man muss sich das von Krebs genutzte Modell als Welt vorstellen, in der die Menschen als Bauern leben und nur ein Gut, etwas Weizen, produzieren. Sie können dann entscheiden, ob sie den Weizen konsumieren oder daraus Kapitalgüter produzieren. Diese Annahme ist für unsere Welt denkbar ungeeignet, denn aus Weizen kann man beispielsweise keinen Trecker bauen. Da im Modell zudem angenommen wird, dass man das Kapitalgut konsumieren kann, haben wir im 21. Jahrhundert noch ein Problem: Wir können keine Maschinen essen.
Wenn die Modell-Annahmen unsinnig sind…
Es gibt noch mehr seltsame Annahmen im Modell. Unsicherheit wird vernachlässigt und Finanzmärkte werden als „effizient“ angenommen. Wer sich noch an die große Finanzkrise von 2008/09 und die durch Kürzungspolitik in der Eurozone ausgelöste Eurokrise in den Folgejahren erinnert, […]
Autor: Dirk Ehnts, Maurice Höfgen
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