Inflation wird in der MMT – ähnlich wie bei den Post-Keynesianern – vor allem als Verteilungskonflikt verstanden. Wenn Unternehmen Preise erhöhen, dann mit dem Ziel ihr Stück vom Einkommens-Kuchen zu vergrößern. Das reduziert die Kaufkraft der Lohnbezieher und deren Stück vom Kuchen. Daraus kann sich eine Lohn-Preis-Spirale ergeben. Für die Finanzpolitik ist die Frage: Woher kommen die Funken, die die Lohn-Preis-Spirale (oder auch: Preis-Lohn-Spirale) entfachen. Hier unterscheidet auch die MMT kategorisch zwischen nachfrageseitig und angebotsseitig begründeter Inflation. Diese Unterscheidung ist wichtig, um das adäquate Mittel zur Bekämpfung der Inflation zu finden. Ohne präzise Diagnose, keine vernünftige Behandlung.
Nachfragebedingte Inflation bezieht sich auf die Situation, in der die Nachfrage schneller wächst, als die Produktionskapazitäten ausgeweitet werden können. Die Nachfrage wird dabei durch das Ausgabeverhalten aller wirtschaftlichen Akteure bestimmt. Egal ob es der Staat oder die Haushalte und Unternehmen ― aus dem In- oder Ausland ― sind, die ihre Ausgaben erhöhen, jede Ausgabenerhöhung trägt ein potenzielles Inflationsrisiko in sich. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung ist die nachfrageseitige Inflation seit Jahren weniger relevant als die angebotsseitige.
Bei der angebotsseitigen Inflation können Preiserhöhungen durch marktmächtige Wettbewerbsstellungen und damit verbundene Preissetzungsmacht oder durch höhere Produktionskosten begründet sein. Im ersten Fall versuchen Unternehmen ihre Profite zu steigern, im zweiten Fall geben sie gestiegene Stückkosten in Form höherer Preise an die Konsumenten weiter, um ihre Profite stabil zu halten. Dies wäre bspw. der Fall, wenn der Ölpreis steigt, die Stückkosten eines Nahrungsmittels sich wegen schlechten Ernteertrags erhöhen oder die Angestellten höhere Löhne durchsetzen.
Während für eine nachfrageseitige Überhitzung eine auslastungsorientierte Ausgabenplanung (ex-ante), eine Ausgabenkürzung (ex-post) oder die Wirkung automatischer Stabilisatoren (z.B. progressive Einkommenssteuer) geeignete Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung sein können, ist das für angebotsseitige Inflation nicht unbedingt der Fall. Hier braucht es andere Lösungen, wie z.B. industriepolitische Investitionen und Anreize, Wettbewerbsregulierung, Preiskontrollen oder Eingriffe in die Lohnpolitik.
Für mehr Infos siehe diesen Artikel oder Mythos Geldknappheit Kapitel 4.